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Prokrastination
14.1.25

Entscheidungsangst überwinden: So besiegst du Prokrastination

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Zahlreiche Menschen erstarren, wenn sie mit einer Vielzahl von Auswahlmöglichkeiten konfrontiert werden. Der Grund dafür ist keine Faulheit, sondern ein Kreislauf der Unentschlossenheit, besser bekannt als entscheidungsbasierte Prokrastination.

In diesem Artikel lernen wir, wieso diese Art von Prokrastination auftaucht, wenn wir es am wenigsten erwarten, und wichtiger, wie wir effektiv damit umgehen. Dabei gehen wir detailliert auf die “One-Way/Two-Way-Door”-Methode bzw. die Vorverpflichtung bis hin zu Timeboxing ein - anstatt die fünfzigste Produktivitätstheorie aufzuführen.

Es ist Zeit, Klarheit zu schaffen und selbstbewusste, terminierte Entscheidungen zu treffen, um tatsächlichen Fortschritt zu manifestieren.

Definition: Was ist entscheidungsbasierte Prokrastination

Stelle dir das folgende Szenario vor: Du hast mehrere vielversprechende Optionen vor dir, von denen jede einen interessanten Eindruck macht. Du analysierst und vergleichst jede Alternative wiederholt, in der Hoffnung, die beste Entscheidung zu treffen. Doch anstatt zu einem Schluss zu kommen, passiert … nichts. Das ist die Essenz der entscheidungsbasierten Prokrastination.

Definition: Was ist Entscheidungsbasierte Prokrastination

Entscheidungsbasierte Prokrastination ist die Gewohnheit, Tätigkeiten oder Ziele aufgrund wiederholter Unentschlossenheit aufzuschieben. Anstatt ein Urteil zu fällen, wird jede Alternative, jeder Vor- bzw. Nachteil und jedes Detail auf die Goldwaage gelegt. Das Ergebnis ist ein Gefühl der Überwältigung und Frustration.

Unterscheidung von anderen Prokrastinationstypen

  • Allgemeine Prokrastination: Aufgaben werden aufgrund mangelnder Motivation, Angst oder Unbehagen aufgeschoben.
  • Entscheidungsbasierte Prokrastination: Jede Auswahlmöglichkeit wird aus Zweifel überanalysiert. Nicht die Aufgabe selbst ist das Problem, sondern die dadurch präsentierten Entscheidungen wirken überwältigend.
  • Angstbasierte Prokrastination: Ängste verschiedener Art formen einen negativen emotionalen Zustand und begünstigen Prokrastinationsmuster.
Eine vollständige Übersicht aller Prokrastinationstypen gibt es in unserem Artikel: Die häufigsten Prokrastinationstypen

Warum kommt dieses Symptom immer häufiger vor?

Wir leben in einer Welt mit grenzenlosen Optionen! Die Wahl des Karrierewegs, des YouTube Videos und der nächsten Aufgabe gestaltet sich daher zunehmend kompetitiv. Niemand möchte den falschen Weg nehmen, weswegen wir zu lange an der Schwelle verweilen.

Vergleichbare Umstände bilden zudem die Grundlage für die sogenannte “Fear of missing out” (FOMO) oder “Analysis paralysis”. Mehr dazu in den kommenden Kapiteln.

Die Psychologie hinter entscheidungsbasierter Prokrastination

Das menschliche Gehirn kann nur begrenzt viele Informationen auf einmal verarbeiten. Wenn wir in Möglichkeiten untergehen, bleibt der Verstand deswegen manchmal stehen, in der Hoffnung, dass mehr Zeit auf magische Art und Weise Klarheit bringt. Das ist selten, beziehungsweise nie, der Fall. Hauptverantwortliche sind stattdessen kognitive Überlastung, “Analysis paralysis” und Perfektionismus.

Kognitive Überlastung

Wie zuvor angeschnitten, wurde unser Gehirn nicht dafür konzipiert, unzählige Optionen abzuwägen. Zu viele Alternativen lösen eine Blockade aus, die zum Aufschieben motiviert, um temporäre Spannungszustände auszugleichen.

Gemäß einer Studie sinkt die Wahrscheinlichkeit, überhaupt eine Entscheidung zu treffen, deutlich für jede zusätzliche Option. In diesen Situationen fallen wir demnach auf die einfachste Lösung zurück: Nichtstun.

Auswahl Paradox Grafik. Zu wenig / viel Optionen senken die Entscheidungswahrscheinlichkeit

Analysis Paralysis

Das anhaltende Auswerten von Datenpunkten, Ressourcen, und wissenschaftlichen Quellen zum Fällen einer Entscheidung wird fachsprachlich als “Analysis Paralysis” bezeichnet. Der zugrunde liegende Gedanke ist der folgende: “Mehr Informationen werden mir helfen die beste Wahl zu treffen”. Deswegen suchen wir immer weiter nach einer imaginären Angabe, bis sich die schiere Faktenmenge zu einem eigenen Problem entwickelt.

Fear of Missing out

Obendrauf kommt noch die “Fear of missing out”. Dabei handelt es sich um die Angst, Dinge auf dem Tisch liegen zu lassen, wenn wir uns für eine Option entscheiden. Es entsteht eine bleibende Sorge den falschen Weg einzuschlagen und Glück, Geld oder Erfolg zu verpassen.

Schlussendlich führt diese Einstellung lediglich dazu, Entscheidungen hinauszuzögern, da nie mit Sicherheit gesagt werden kann, welche Alternative den besten “Wert” liefert.

Ein kleiner Realitätscheck: Jede Entscheidung ist das, was du daraus machst! Somit kann jede Wahl eine Gute sein.

Perfektionismus

Ein anderes Mal zögern wir einen Entschluss hinaus, weil wir auf die absolut perfekte Option warten. Nichts außer Perfektion ist erwünscht, weswegen alle Wege mehrfach hinterfragt werden. Langjährige psychologische Forschung hat ergeben, dass sowohl hohe Standards als auch Versagensangst den Kern dieses Verhaltens bilden und chronische Prokrastination schleichend fördern.

Falls du Interesse hast, tiefer in dieses Thema einzusteigen, haben wir eine umfassende Ressource mit dem Titel “Prokrastination bekämpfen: Die Rolle des Perfektionismus” erstellt. Lese gerne einmal hinein, falls du unter dem Verdacht stehst, dass unerreichbare Standards deinen Fortschritt beeinträchtigen.

Beispiele aus dem Alltag

Obwohl es vielleicht nicht den Anschein erwecken mag, gibt es viele Menschen, die unter den Folgen von entscheidungsbasierter Prokrastination leiden - du bist daher nicht allein. Lass uns einen genaueren Blick auf drei spezielle Szenarien werfen, in denen sich diese Prokrastination besonders oft einschleicht.

Karriere-Entscheidungen

Manchmal hat man mehr als ein einziges Jobangebot vorliegen (ich weiß, unvorstellbar) oder ringt mit der Idee, sich selbstständig zu machen. Alle Eventualitäten, Einkommen, Titel, Exit-Möglichkeiten etc. sind dir mehrfach durch den Kopf gegangen, und schließlich setzt die Energielosigkeit ein. Bis Tage später auf die Entscheidung zurückgegriffen wird fehlt jegliches Momentum und die Deadline ist möglicherweise verstrichen.

Kreative Projekte

Wo soll ich überhaupt anfangen - Schriftsteller, Künstler und Designer sind wahrscheinlich mit am häufigsten betroffen. Manchmal sprudelt man nur so vor Ideen für das nächste Projekt, dass man sich schnell in der Situation wiederfindet, keine richtige Reihenfolge festlegen zu können. Sobald diese Hürde überwunden wurde, kommt schon die nächste: Was ist das richtige Werkzeug, die beste App oder die einfachste Software? Am Ende des zögerlichen Prozesses angekommen, fehlt auf einmal jegliche Spur der anfänglichen Inspiration.

Lifestyle-Entscheidungen

Fit bleiben und währenddessen den neuesten Ernährungstrend verfolgen ist anstrengend. Keto? Paleo? Krafttraining? CrossFit? Allein die Fachsprache schreckt viele Personen davon ab, sich in dieses Thema einzulesen und hindert zahlreiche weitere eine Auswahl zu treffen, die vom aktuellen Status quo abweicht.

Es ist vollkommen normal, wenn du dich in diesen Beispielen wiederfinden kannst. Früher oder später steht jede Person einmal vor einer Wand. Wichtiger ist es jedoch, mit den folgenden Strategien aktiv zu werden und das gewünschte Ergebnis dennoch für sich zu erzielen.

Praktische Strategien um entscheidungsbasierte Prokrastination zu besiegen

Nach einer Welle an Theorie kommen wir nun endlich zur Praxis. Die folgende Liste ist eine Sammlung an Methoden, um effektiv gegen entscheidungsbasierte Prokrastination vorzugehen und den Stillstand zu brechen.

“One-Way Door” vs. “Two-Way Door” Entscheidungen

Dieses von Jeff Bezos bekannt gemachte Prinzip teilt Entscheidungen in eine von zwei Kategorien auf. Sogenannte “One-Way Doors” sind (beinahe) irreversible Beschlüsse und sollten aufgrund dessen methodisch und unter Beachtung der nötigen Details getroffen werden. Zum Glück fallen nur wenige unserer alltäglichen Fälle in diese Klassifizierung.

Die meisten Entscheidungen hingegen sind “Two-Way Doors” und können rückwirkend angepasst oder rückgängig gemacht werden. Deswegen muss bei ihnen nicht dieselbe Vorsicht walten und eine grob durchdachte Wahl genügt meist. Damit räumst du dir selbst die Freiheit ein, nicht jede Entscheidung wie ein Leben-oder-Tod-Szenario zu betrachten.

"If you walk through One-Way Doors and don’t like what you see on the other side, you can’t get back to where you were before. With Two-Way Door decisions on the other hand you can reopen the door and go back through "

(Paraphrasiert aus einem Shareholder-Brief von Jeff Bezos 2015)

Implementierungsvorschlag

  • Kategorisiere deine Entscheidungen: Bevor du dir den Kopf über die Details zerbrichst, stelle dir die Frage, ob es sich um eine One-Way oder Two-Way Door handelt.
  • Plane deine One-Way Doors: Falls es sich um eine irreversible Entscheidung handelt, solltest du dir eine Deadline setzen und konzentriert die Vor- und Nachteile auflisten, um Prokrastination zu entfliehen.

Die Vorverpflichtung

Mit einer Vorverpflichtung strukturierst du deine Entscheidung, bevor es überhaupt zu einem Problem kommt. Anstatt zu warten, bis eine Auswahl mit der Tür ins Haus fällt, legen wir bereits davor “Wenn-dann” Grundsätze fest, die uns den schwersten Teil abnehmen.

Formuliere dafür eine Serie an “Wenn-dann” Varianten für Entscheidungen, die dir regelmäßig Sorge bereiten oder in Kürze ungeplant aufkommen könnten.

Zum Beispiel könntest du deine Ziele Fit zu werden mit dem folgenden Grundsatz stützen:

  • Wenn ich die Wahl zwischen Zucker oder Obst habe, dann wähle ich das Obst.”
  • Wenn ein Gegenstand weniger als 15€ kostet, dann recherchiere ich nur grob”
  • Wenn ich keine Lust auf meine Aufgabe habe, dann setze ich mich trotzdem hin und mache den kleinstmöglichen ersten Schritt.

Obwohl diese Herangehensweise eine kurze Eingewöhnungsphase benötigt, fühlt sie sich im Anschluss wie angeboren an. Das zuvor stressige Abwägen von Optionen wird durch die vorprogrammierten Grundsätze übersprungen und Umsetzung wird der neue Standard.

Timeboxing für Entscheidungsfindung

Wie der Name bereits verrät, können wir den Entscheidungsprozess auch durch eine fiktive Deadline beschleunigen. Für Beschlüsse mit einem breiten zeitlichen Rahmen (Tage, Wochen, Monate) erstellst du dir einen Eintrag in deiner bevorzugten Kalender-App. Kurzfristigere Entscheidungen andererseits können durch einen 10-Minuten, 1-Stunde, oder 24-Stunden Timer gelöst werden.

Um dich an die Deadline zu halten, kannst du sie im Anschluss mit deiner Familie, einem Freund oder einem Mentor teilen. Dadurch entstehen gewisse Erwartungen seitens der anderen Person und es entsteht eine Verpflichtung, diese einzuhalten. Außerdem hat die Vertrauensperson die Chance, in eine unterstützende Rolle zu schlüpfen und dir bei Problemen auszuhelfen.

Ein kleiner Trick: Diese Methode lässt sich besonders gut mit der Vorab-Verpflichtung kombinieren. Anstatt Entscheidungen strikt nach der vorherigen Logik zu treffen, kannst du ebenfalls einen Zeitraum festlegen. “Wenn ich nicht für ein Essen entscheiden kann, dann beginne ich einen 10-Minuten Timer und entscheide mich vor dessen Ablauf.”

Die Probezeitraum-Methode

Nicht jede Wahl muss zum Ablauf einer Deadline vollständig getroffen worden sein. Vor allem wenn es um Änderungen der eigenen Gewohnheiten oder Lifestyle-Entscheidungen geht, bietet sich die Option einer Testphase.

Anstatt sofort einer großen Veränderung von jetzt auf gleich zuzusagen, kannst du dich auf einen abgeschirmten Probezeitraum einigen. Nach Ablauf deines kleinen Selbstexperiments hast du nun einen besseren Überblick über die Fakten und kannst dich gemäß der gesammelten Erfahrungen weiter entscheiden.

  • “Ich möchte die neueste Diät probieren” verwandelt sich in “Für die nächsten 3 Tage ernähre ich mich entsprechen der Keto-Diät”
  • “Ich kann mich nicht für einen Karriereweg entscheiden” wird zu “Ich teste den Job in einem zweiwöchigen Praktikum”
Probezeitraum Methode anhand eines Kalenders dargestellt

Mithilfe dieser Ansätze werden Entscheidungen systematisiert und ihr Ausmaß eingeschränkt. Statt unüberwindbarer Aufgaben finden wir uns nun mit übersichtlichen Situationen wieder, die nur noch auf das finale Urteil warten.

Fazit & Motivation

Ich verstehe, dass es sich riskant anfühlt eine Wahl zu treffen, wenn alle Alternativen mindestens genauso interessant wirken. Dennoch haben wir eine wichtige Lektion gelernt: Entgegen dem Hirngespinst, das von entscheidungsbasierter Prokrastination kreiert wurde, gibt es keine perfekte Entscheidung.

Die coolsten Durchbrüche passieren, wenn du deine Entscheidungen vorantreibst. Vertraue auf deine Fähigkeiten und Instinkte. Eine erledigte Aufgabe ist meist wesentlich besser als eine perfekte. Du schaffst das — eine Entscheidung nach der anderen.

Analyse verbreiteter Mythen

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Praktische Tipps & PDF-Zusammenfassung des Artikels

  • Kategorisiere deine Entscheidungen als "One-Way" oder "Two-Way-Door"
  • Implementiere strikte "Wenn-dann" Grundsätze und nutze sie im Alltag
  • Setze dem Analyseprozesse einen zeitlichen Rahmen durch Timeboxing
Zusammenfassung
Tobi H.

Wissenschaftler & Content manager im EfficiencyLab

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