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14.12.24

Mehr Produktivität: Der Pfad des geringsten Widerstands

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Notiz: Dieser Blogpost enthält Affiliate Links. Diese sind mit "*" gekennzeichnet

Willenskraft fühlt sich wie der ultimative Geheimtipp an, um gegen Prokrastination vorzugehen. Doch wir müssen uns eingestehen, dass sie häufig unzuverlässig ist. An manchen Tagen ist sie voll in Aktion und an anderen nirgends zu finden.

Unser Umfeld hingegen hat einen wesentlich größeren Einfluss auf unser Handeln, als wir uns eingestehen. Deswegen sollten wir es in einer Weise gestalten, die uns im Alltag unterstützt. Es geht darum, kleine Änderungen in der Umgebung vorzunehmen, die es aufwendig machen, sich abzulenken, und Produktivität so leicht wie möglich gestalten.

Bereit, dein Umfeld anzupassen, um mehr mit weniger zu erreichen? Los geht’s!

Warum unser Umfeld wichtig ist

Hast du dich jemals ertappt, an dein Handy zu gehen, ohne darüber nachzudenken? Oder nach der Fernbedienung zu greifen, sobald du dich auf die Couch setzt? Das ist die Kraft deines Umfelds in voller Pracht. Sie prägt unser Verhalten, oft ohne, dass wir es überhaupt bemerken.

Menschen tendieren dazu, dem Weg des geringsten Widerstands (engl. “Path of least resistance”) zu folgen. Wenn etwas einfach zu tun ist, werden wir davon angezogen - egal, ob es sich ums E-Mails checken, Chips snacken, oder eine Netflix Serie handelt. Wenn Aktivitäten hingegen Mühe erfordern und auch nur ein wenig anstrengend zu erledigen sind, werden sie von unserem Gehirn schnell verworfen. Darum sammelt sich der Staub auf der Fitnessstudio-Mitgliedskarte, während sich Instagram unwiderstehlich anfühlt.

Das Prinzip dahinter ist einfach: Reibung beeinflusst Verhalten. Studien zeigen, dass bereits eine kleine Erhöhung des Widerstandes bei Gewohnheiten - z.B. die Chips auf ein hohes Regal zu legen, anstatt sie auf dem Tisch stehen zu lassen - einen drastischen Unterschied darin macht, ob wir dem Snack-Verlangen verfallen. Im Gegensatz dazu können wir auch einen Anreiz für produktives Arbeiten durch Reduktion des Widerstands schaffen. Wenn die Laufschuhe griffbereit vor der Tür stehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie nutzen.

Warum also nutzen wir diese Tatsachen nicht zu unserem Vorteil? Schließlich ist unser Umfeld nicht statisch und lässt sich nach unseren Vorstellungen gestalten. Das Ziel ist, unproduktive Dinge schwer zugänglich und gleichzeitig produktive Aufgaben unverzichtbar zu machen. Damit verlassen wir uns weniger auf schwankende Willenskraft und mehr auf unsere ausgeklügelte Strategie.

Dabei ist es vollkommen egal in welcher Lebensphase du dich befindest. Sowohl auf der Arbeit, in der Schule, als auch im Familienhaushalt gibt es immer Faktoren, die unter unserem Einfluss stehen, und Hilfsmittel, die genutzt werden können. Es handelt sich nur um eine Frage der Kreativität 🙂

Hinweis: Während das Umfeld in diesem Artikel im Fokus steht, spielt Willenskraft dennoch eine entscheidende Rolle. Nicht jedes Problem sollte durch eine Umgestaltung der Umgebung gelöst werden, sondern stattdessen durch Auseinandersetzung mit den dahinterliegenden Ursachen.

Im Folgenden vertiefen wir, wie du dein Umfeld zu deinem Vorteil verändern kannst.

Widerstände gegen Ablenkung erhöhen

Der Alltag ist voll mit Ablenkungen. Je einfacher es ist, YouTube zu schauen, den Fernseher anzuschalten oder Elden Ring zu spielen, desto wahrscheinlicher finden wir uns dabei wieder. Also drehen wir den Spieß einfach um, indem wir diese Ablenkungen so langweilig, nervtötend und unbequem wie möglich machen. Durch diesen zusätzlichen Widerstand können wir uns selbst in Schach halten und auf wichtigere Dinge konzentrieren.

Physische Barrieren: “Out of sight, out of mind”

Beginnen wir mit den Grundlagen. Wenn ein Objekt in Griffreichweite oder ohne großen Aufwand erreichbar ist, müssen wir dieser Ablenkung aktiv aus dem Weg gehen.

Wenn dein Handy auf dem Schreibtisch neben dir liegt, während du dich auf eine Prüfung vorbereitest, ist die Versuchung groß, danach zu greifen. Nur wenn du dich aktiv dazu entscheidest, fokussiert zu bleiben, kommt es nicht dazu. Doch wie lange mag diese Disziplin halten? 30 Minuten? 1 Stunde?

Eine langfristigere Lösung wäre es, das Handy während der Arbeit in einem anderen Raum oder außerhalb der eigenen Sichtlinie aufzubewahren. Der zusätzliche Aufwand aufzustehen, und das Handy zu holen, macht das regelmäßige Checken von Nachrichten wesentlich weniger ansprechend.

Weitere Beispiele wären:

  • Süßigkeiten an einen schwer erreichbaren Ort platzieren (z. B. auf ein hohes Regal)
  • Den Fernseher ausstecken oder die Gaming Konsole abbauen und im Schrank verstauen
  • Nur die Lebensmittel kaufen, die du tatsächlich essen möchtest. Wenn etwas nicht in deiner Speisekammer ist, wird es sehr umständlich dieses Verlangen zu stillen

Digitale Barrieren: Weniger Bequemlichkeit - mehr Fokus

Das Internet ist ein unendliches Rabbit-Hole. Analog zu dem physischen Umfeld gilt es also auch hier dessen Charm zu limitieren.

  • Apps wie “Freedom” oder “Cold Turkey” ermöglichen das Blockieren von ausgewählten Websites für einen bestimmten Zeitraum
  • Ein separates Nutzerprofil auf dem Laptop / Desktop, welches keine Spiele oder “unproduktiven” Programme vorinstalliert hat, eliminiert die Option abzuschweifen

Der Umgang mit sozialen Medien benötigt ein wenig Kreativität. Zum Beispiel können wir uns nach jeder Nutzung manuell von der Plattform ausloggen, um das nächste Mal das Passwort und den Nutzernamen eintippen zu müssen.

Notiz: Natürlich solltest du im gleichen Zuge auch die Auto-Fill Option für die Passwörter deaktivieren. Schließlich wollen wir uns das Leben so schwer wie möglich machen :)

Als übergreifendes Motiv können wir uns merken: Je mehr Aufwand nötig ist, um ein Verhalten zu realisieren, desto unwahrscheinlicher wird es diesem zu verfallen.

Psychologische Barrieren: Tipps & Tricks

Doch Hürden können nicht nur durch räumliche Trennung oder helfende Apps geschaffen werden. Auch mentaler Widerstand kann eine Hemmung schaffen, die in jeder Situation anwendbar ist:

  • Füge deinen Ablenkungen “Kosten” hinzu. Zum Beispiel könntest du dich verpflichten, vor dem Öffnen einer App, den Grund dafür schriftlich zu notieren. Dadurch fügen wir nicht nur einen extra Schritt ein, sondern geben uns ebenfalls Zeit zu reflektieren

    Fühlt es sich komisch an, zum fünften Mal in Folge “Keine Ahnung” aufzuschreiben? Genau das ist der Punkt!
  • Klebe ein mit deinen Zielen beschrifteten Post-it Zettel auf dein Handy. So wirst du bei jedem Ablenkungsversuch daran erinnert, welchen Kompromiss du dafür eingehst.

In kurz: Ablenkungen verlieren ihren Reiz, wenn sie nicht mehr die einfachste verfügbare Option sind. Durch das Hinzufügen von Extraschritten und Blockaden ist es daher einfacher fokussiert zu bleiben.

Barrieren für Produktivität senken

Nun betrachten wir den gegenteiligen Effekt, den produktive Gewohnheiten erzielen können. Wenn sich Aufgaben und Pflichten erst einmal mühelos anfühlen - wer kann uns dann noch aufhalten?

Bereite dich heute auf morgen vor

Warte nicht auf die letzte Sekunde, um deine Aufgaben zu planen. Viele Vorbereitungen können bereits am Tag davor getroffen werden, um dir das Leben im Anschluss leichter zu machen:

  • Suche deine Lernmaterialien, deine Stifte, und deinen Taschenrechner heraus und lege sie griffbereit auf den Schreibtisch
  • Lade deine Kopfhörer auf und stelle deine Laufschuhe an die Wohnungstür
  • Packe deine Schultasche am Abend davor und fülle dein Getränk auf

Sobald es am Folgetag losgeht, bist du schon vollständig bereit und musst nur noch starten. Durch kleine Aktionen wie diese können wir uns selbst einen großen Gefallen tun und eine weitere Variable - Unklarheiten - aus dem Spiel nehmen.

Kleine Aufgaben, großer Fortschritt

Große Aufgaben sind überwältigend. Genau deswegen bewirkt das Unterteilen in kleinere, übersichtliche Teile Wunder. Dabei sollte der erste Schritt so einfach wie möglich zu beginnen sein, um Prokrastination an der Wurzel zu ersticken.

Aufteilung eines Projekts in kleinere Ziele, Aufgaben, und Schritte

Mithilfe von Checklisten oder Vorlagen lassen sich Projekte somit Stück für Stück bewältigen. Anstatt eines großen Fragezeichens bleibt nur noch ein klar strukturierter Prozess mit vielen kleinen Meilensteinen.

Der Arbeitsplatz als Faktor

Auch der Arbeitsplatz selbst kann uns zu Verhängnis werden, daher haben wir die folgenden Best-Practices herausgesucht:

  • Ordnung: Ein aufgeräumter Schreibtisch ist nicht nur schön anzusehen, sondern steigert auch die eigene Produktivität. Wichtige Dokumente liegen mit einem Handgriff bereit, es mangelt an Ablenkungsmöglichkeiten und das “einfache” Umfeld leitet den Fokus auf die aktuelle Aufgabe.
  • Einstellung: Optimalerweise sollte eine räumliche Trennung von Arbeit, Unterhaltung und Schlaf stattfinden. Dadurch baut unser Gehirn starke Assoziationen zwischen der Umgebung und den Tätigkeiten auf, und adjustiert sofort die Erwartungshaltung.

Sobald wir uns z.B. an den Schreibtisch setzen, macht unser Gehirn sofort den Rückschluss, dass es Zeit für fokussierte Arbeit ist.

Produktivität mühelos zu machen, bedeutet anfängliche Barrieren zu eliminieren. Je einfacher es ist zu beginnen, desto unwahrscheinlicher verfallen wir in negative Verhaltensmuster. Und wie gerade gelernt, lassen sich mit wenigen Tricks auch die schwierigsten To-dos überwinden.

Systematisch zu mehr Produktivität

Obwohl jede Änderung individuell einfach umzusetzen ist, bewährt sich meist ein durchdachter Plan. Mithilfe der folgenden vier Schritte kannst du das gelernte Wissen für dich anpassen und nachhaltig anwenden - ohne überwältig zu werden oder in alte Muster zurückzufallen.

1: Identifiziere Ablenkungsquellen und Prioritäten

Erinnere dich an deine letzte Lernsession, dein letztes Gruppenprojekt, oder ein aktuelles To-Do zurück.

  • Welche Dinge haben dich davon abgehalten fokussiert zu arbeiten?
  • Gibt es Gedanken, um die sich dein Kopf ständig gedreht hat?
  • Welche Aufgaben nehmen aktuell die höchste Priorität ein?
  • Was möchte ich bis Ende der Woche definitiv erledigt haben?

Notiere sowohl die Ablenkungen als auch die To-dos, welche du durch diese Leitfragen identifizieren konntest. Nun haben wir eine Grundlage, die wir systematisch abarbeiten können.

2: Bastle eine individuelle Strategie

Nun geht es ans’ Eingemachte. Wir beginnen mit einem kurzen Brainstorming für jede Ablenkung, und wie wir sie so unangenehm wie möglich machen können. Zusätzlich zu den oben genannten Ideen, könnten wir zum Beispiel auch das Handy ausschalten, das Wohnzimmer absperren, oder ähnlich kreative Lösungen umsetzen. Das Ziel bleibt jedoch dasselbe: Barrieren schaffen, um Ablenkungen zu erschweren.

Im Anschluss wiederholen wir diesen Prozess, jedoch mit unseren produktiven Aktivitäten im Fokus. Über welche Wege können wir unsere Pflichten und Projekte so einfach wie möglich beginnen bzw. verfolgen? Abhängig von deinen Zielen könnten Strategien von einer kleinen Belohnung, bis hin zu einem Accountability-Partner reichen. Behalte auch hier das Folgende im Hinterkopf: Produktive Dinge sollten sich fast automatisch anfühlen, und kaum Willenskraft benötigen.

3: Mache laufend Anpassungen

Kein System ist im ersten Durchlauf perfekt. Meine Empfehlung wäre es, am Ende jeder Woche ein wenig Zeit beiseitezulegen, um Erfolg und Probleme zu identifizieren.

  • Funktionieren die in Schritt 2 geplanten Ansätze?
  • Habe ich das Gefühl mehr Fortschritte zu machen, oder weniger abgelenkt zu werden?
  • Gibt es Aufgaben oder Ablenkungen, die ich nicht bedacht habe?
  • Waren meine Lösungen effektiv, oder gibt es Verbesserungspotenzial?
  • Muss ich strikter mit mir selbst sein, oder fehlt es mir an Freilauf?
  • Haben sich meine Ziele geändert?

Ein wenig zu experimentieren ist Teil des Prozesses und macht (entgegen allgemeiner Erwartung) sogar richtig Spaß. Zusätzlich kannst du über die Zeit beobachten, wie dein Vorgehen Form annimmt und jede Woche ein wenig besser wird.

Mit diesem systematischen Ansatz hoffen wir nicht nur auf bessere Gewohnheiten, sondern sorgen aktiv für Veränderung. Jede Woche passt sich unser Umfeld durch aufsummierende kleine Änderungen weiter an den Arbeits- / Lernprozess an und unterstützt unseren Fortschritt.

Fazit

Während der Pfad des geringsten Widerstands ein starkes Produktivitäts-Tool ist, muss diese Strategie nicht in Isolation genutzt werden. Durch die Kombination mit anderen Techniken und Ansätzen bildet sie eine Grundlage für ein umfassenderes System, um den eigenen Zielen näher zu kommen.

Dennoch ermutigen wir dich nach kleinen Änderungen in deiner Umgebung Ausschau zu halten und dir Ideen zur Besserung zu überlegen. Du kannst testweise mit einer kleinen Änderung starten und danach je nach Gefühlslage entscheiden - der härteste Teil ist es jedoch zu beginnen.

Häufig gestellte Fragen

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Willenskraft fühlt sich wie der ultimative Geheimtipp an, um gegen Prokrastination vorzugehen. Doch wir müssen uns eingestehen, dass sie häufig unzuverlässig ist. An manchen Tagen ist sie voll in Aktion und an anderen nirgends zu finden.

Unser Umfeld hingegen hat einen wesentlich größeren Einfluss auf unser Handeln, als wir uns eingestehen. Deswegen sollten wir es in einer Weise gestalten, die uns im Alltag unterstützt. Es geht darum, kleine Änderungen in der Umgebung vorzunehmen, die es aufwendig machen, sich abzulenken, und Produktivität so leicht wie möglich gestalten.

Bereit, dein Umfeld anzupassen, um mehr mit weniger zu erreichen? Los geht’s!

Warum unser Umfeld wichtig ist

Hast du dich jemals ertappt, an dein Handy zu gehen, ohne darüber nachzudenken? Oder nach der Fernbedienung zu greifen, sobald du dich auf die Couch setzt? Das ist die Kraft deines Umfelds in voller Pracht. Sie prägt unser Verhalten, oft ohne, dass wir es überhaupt bemerken.

Menschen tendieren dazu, dem Weg des geringsten Widerstands (engl. “Path of least resistance”) zu folgen. Wenn etwas einfach zu tun ist, werden wir davon angezogen - egal, ob es sich ums E-Mails checken, Chips snacken, oder eine Netflix Serie handelt. Wenn Aktivitäten hingegen Mühe erfordern und auch nur ein wenig anstrengend zu erledigen sind, werden sie von unserem Gehirn schnell verworfen. Darum sammelt sich der Staub auf der Fitnessstudio-Mitgliedskarte, während sich Instagram unwiderstehlich anfühlt.

Das Prinzip dahinter ist einfach: Reibung beeinflusst Verhalten. Studien zeigen, dass bereits eine kleine Erhöhung des Widerstandes bei Gewohnheiten - z.B. die Chips auf ein hohes Regal zu legen, anstatt sie auf dem Tisch stehen zu lassen - einen drastischen Unterschied darin macht, ob wir dem Snack-Verlangen verfallen. Im Gegensatz dazu können wir auch einen Anreiz für produktives Arbeiten durch Reduktion des Widerstands schaffen. Wenn die Laufschuhe griffbereit vor der Tür stehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie nutzen.

Warum also nutzen wir diese Tatsachen nicht zu unserem Vorteil? Schließlich ist unser Umfeld nicht statisch und lässt sich nach unseren Vorstellungen gestalten. Das Ziel ist, unproduktive Dinge schwer zugänglich und gleichzeitig produktive Aufgaben unverzichtbar zu machen. Damit verlassen wir uns weniger auf schwankende Willenskraft und mehr auf unsere ausgeklügelte Strategie.

Dabei ist es vollkommen egal in welcher Lebensphase du dich befindest. Sowohl auf der Arbeit, in der Schule, als auch im Familienhaushalt gibt es immer Faktoren, die unter unserem Einfluss stehen, und Hilfsmittel, die genutzt werden können. Es handelt sich nur um eine Frage der Kreativität 🙂

Hinweis: Während das Umfeld in diesem Artikel im Fokus steht, spielt Willenskraft dennoch eine entscheidende Rolle. Nicht jedes Problem sollte durch eine Umgestaltung der Umgebung gelöst werden, sondern stattdessen durch Auseinandersetzung mit den dahinterliegenden Ursachen.

Im Folgenden vertiefen wir, wie du dein Umfeld zu deinem Vorteil verändern kannst.

Widerstände gegen Ablenkung erhöhen

Der Alltag ist voll mit Ablenkungen. Je einfacher es ist, YouTube zu schauen, den Fernseher anzuschalten oder Elden Ring zu spielen, desto wahrscheinlicher finden wir uns dabei wieder. Also drehen wir den Spieß einfach um, indem wir diese Ablenkungen so langweilig, nervtötend und unbequem wie möglich machen. Durch diesen zusätzlichen Widerstand können wir uns selbst in Schach halten und auf wichtigere Dinge konzentrieren.

Physische Barrieren: “Out of sight, out of mind”

Beginnen wir mit den Grundlagen. Wenn ein Objekt in Griffreichweite oder ohne großen Aufwand erreichbar ist, müssen wir dieser Ablenkung aktiv aus dem Weg gehen.

Wenn dein Handy auf dem Schreibtisch neben dir liegt, während du dich auf eine Prüfung vorbereitest, ist die Versuchung groß, danach zu greifen. Nur wenn du dich aktiv dazu entscheidest, fokussiert zu bleiben, kommt es nicht dazu. Doch wie lange mag diese Disziplin halten? 30 Minuten? 1 Stunde?

Eine langfristigere Lösung wäre es, das Handy während der Arbeit in einem anderen Raum oder außerhalb der eigenen Sichtlinie aufzubewahren. Der zusätzliche Aufwand aufzustehen, und das Handy zu holen, macht das regelmäßige Checken von Nachrichten wesentlich weniger ansprechend.

Weitere Beispiele wären:

  • Süßigkeiten an einen schwer erreichbaren Ort platzieren (z. B. auf ein hohes Regal)
  • Den Fernseher ausstecken oder die Gaming Konsole abbauen und im Schrank verstauen
  • Nur die Lebensmittel kaufen, die du tatsächlich essen möchtest. Wenn etwas nicht in deiner Speisekammer ist, wird es sehr umständlich dieses Verlangen zu stillen

Digitale Barrieren: Weniger Bequemlichkeit - mehr Fokus

Das Internet ist ein unendliches Rabbit-Hole. Analog zu dem physischen Umfeld gilt es also auch hier dessen Charm zu limitieren.

  • Apps wie “Freedom” oder “Cold Turkey” ermöglichen das Blockieren von ausgewählten Websites für einen bestimmten Zeitraum
  • Ein separates Nutzerprofil auf dem Laptop / Desktop, welches keine Spiele oder “unproduktiven” Programme vorinstalliert hat, eliminiert die Option abzuschweifen

Der Umgang mit sozialen Medien benötigt ein wenig Kreativität. Zum Beispiel können wir uns nach jeder Nutzung manuell von der Plattform ausloggen, um das nächste Mal das Passwort und den Nutzernamen eintippen zu müssen.

Notiz: Natürlich solltest du im gleichen Zuge auch die Auto-Fill Option für die Passwörter deaktivieren. Schließlich wollen wir uns das Leben so schwer wie möglich machen :)

Als übergreifendes Motiv können wir uns merken: Je mehr Aufwand nötig ist, um ein Verhalten zu realisieren, desto unwahrscheinlicher wird es diesem zu verfallen.

Psychologische Barrieren: Tipps & Tricks

Doch Hürden können nicht nur durch räumliche Trennung oder helfende Apps geschaffen werden. Auch mentaler Widerstand kann eine Hemmung schaffen, die in jeder Situation anwendbar ist:

  • Füge deinen Ablenkungen “Kosten” hinzu. Zum Beispiel könntest du dich verpflichten, vor dem Öffnen einer App, den Grund dafür schriftlich zu notieren. Dadurch fügen wir nicht nur einen extra Schritt ein, sondern geben uns ebenfalls Zeit zu reflektieren

    Fühlt es sich komisch an, zum fünften Mal in Folge “Keine Ahnung” aufzuschreiben? Genau das ist der Punkt!
  • Klebe ein mit deinen Zielen beschrifteten Post-it Zettel auf dein Handy. So wirst du bei jedem Ablenkungsversuch daran erinnert, welchen Kompromiss du dafür eingehst.

In kurz: Ablenkungen verlieren ihren Reiz, wenn sie nicht mehr die einfachste verfügbare Option sind. Durch das Hinzufügen von Extraschritten und Blockaden ist es daher einfacher fokussiert zu bleiben.

Barrieren für Produktivität senken

Nun betrachten wir den gegenteiligen Effekt, den produktive Gewohnheiten erzielen können. Wenn sich Aufgaben und Pflichten erst einmal mühelos anfühlen - wer kann uns dann noch aufhalten?

Bereite dich heute auf morgen vor

Warte nicht auf die letzte Sekunde, um deine Aufgaben zu planen. Viele Vorbereitungen können bereits am Tag davor getroffen werden, um dir das Leben im Anschluss leichter zu machen:

  • Suche deine Lernmaterialien, deine Stifte, und deinen Taschenrechner heraus und lege sie griffbereit auf den Schreibtisch
  • Lade deine Kopfhörer auf und stelle deine Laufschuhe an die Wohnungstür
  • Packe deine Schultasche am Abend davor und fülle dein Getränk auf

Sobald es am Folgetag losgeht, bist du schon vollständig bereit und musst nur noch starten. Durch kleine Aktionen wie diese können wir uns selbst einen großen Gefallen tun und eine weitere Variable - Unklarheiten - aus dem Spiel nehmen.

Kleine Aufgaben, großer Fortschritt

Große Aufgaben sind überwältigend. Genau deswegen bewirkt das Unterteilen in kleinere, übersichtliche Teile Wunder. Dabei sollte der erste Schritt so einfach wie möglich zu beginnen sein, um Prokrastination an der Wurzel zu ersticken.

Aufteilung eines Projekts in kleinere Ziele, Aufgaben, und Schritte

Mithilfe von Checklisten oder Vorlagen lassen sich Projekte somit Stück für Stück bewältigen. Anstatt eines großen Fragezeichens bleibt nur noch ein klar strukturierter Prozess mit vielen kleinen Meilensteinen.

Der Arbeitsplatz als Faktor

Auch der Arbeitsplatz selbst kann uns zu Verhängnis werden, daher haben wir die folgenden Best-Practices herausgesucht:

  • Ordnung: Ein aufgeräumter Schreibtisch ist nicht nur schön anzusehen, sondern steigert auch die eigene Produktivität. Wichtige Dokumente liegen mit einem Handgriff bereit, es mangelt an Ablenkungsmöglichkeiten und das “einfache” Umfeld leitet den Fokus auf die aktuelle Aufgabe.
  • Einstellung: Optimalerweise sollte eine räumliche Trennung von Arbeit, Unterhaltung und Schlaf stattfinden. Dadurch baut unser Gehirn starke Assoziationen zwischen der Umgebung und den Tätigkeiten auf, und adjustiert sofort die Erwartungshaltung.

Sobald wir uns z.B. an den Schreibtisch setzen, macht unser Gehirn sofort den Rückschluss, dass es Zeit für fokussierte Arbeit ist.

Produktivität mühelos zu machen, bedeutet anfängliche Barrieren zu eliminieren. Je einfacher es ist zu beginnen, desto unwahrscheinlicher verfallen wir in negative Verhaltensmuster. Und wie gerade gelernt, lassen sich mit wenigen Tricks auch die schwierigsten To-dos überwinden.

Systematisch zu mehr Produktivität

Obwohl jede Änderung individuell einfach umzusetzen ist, bewährt sich meist ein durchdachter Plan. Mithilfe der folgenden vier Schritte kannst du das gelernte Wissen für dich anpassen und nachhaltig anwenden - ohne überwältig zu werden oder in alte Muster zurückzufallen.

1: Identifiziere Ablenkungsquellen und Prioritäten

Erinnere dich an deine letzte Lernsession, dein letztes Gruppenprojekt, oder ein aktuelles To-Do zurück.

  • Welche Dinge haben dich davon abgehalten fokussiert zu arbeiten?
  • Gibt es Gedanken, um die sich dein Kopf ständig gedreht hat?
  • Welche Aufgaben nehmen aktuell die höchste Priorität ein?
  • Was möchte ich bis Ende der Woche definitiv erledigt haben?

Notiere sowohl die Ablenkungen als auch die To-dos, welche du durch diese Leitfragen identifizieren konntest. Nun haben wir eine Grundlage, die wir systematisch abarbeiten können.

2: Bastle eine individuelle Strategie

Nun geht es ans’ Eingemachte. Wir beginnen mit einem kurzen Brainstorming für jede Ablenkung, und wie wir sie so unangenehm wie möglich machen können. Zusätzlich zu den oben genannten Ideen, könnten wir zum Beispiel auch das Handy ausschalten, das Wohnzimmer absperren, oder ähnlich kreative Lösungen umsetzen. Das Ziel bleibt jedoch dasselbe: Barrieren schaffen, um Ablenkungen zu erschweren.

Im Anschluss wiederholen wir diesen Prozess, jedoch mit unseren produktiven Aktivitäten im Fokus. Über welche Wege können wir unsere Pflichten und Projekte so einfach wie möglich beginnen bzw. verfolgen? Abhängig von deinen Zielen könnten Strategien von einer kleinen Belohnung, bis hin zu einem Accountability-Partner reichen. Behalte auch hier das Folgende im Hinterkopf: Produktive Dinge sollten sich fast automatisch anfühlen, und kaum Willenskraft benötigen.

3: Mache laufend Anpassungen

Kein System ist im ersten Durchlauf perfekt. Meine Empfehlung wäre es, am Ende jeder Woche ein wenig Zeit beiseitezulegen, um Erfolg und Probleme zu identifizieren.

  • Funktionieren die in Schritt 2 geplanten Ansätze?
  • Habe ich das Gefühl mehr Fortschritte zu machen, oder weniger abgelenkt zu werden?
  • Gibt es Aufgaben oder Ablenkungen, die ich nicht bedacht habe?
  • Waren meine Lösungen effektiv, oder gibt es Verbesserungspotenzial?
  • Muss ich strikter mit mir selbst sein, oder fehlt es mir an Freilauf?
  • Haben sich meine Ziele geändert?

Ein wenig zu experimentieren ist Teil des Prozesses und macht (entgegen allgemeiner Erwartung) sogar richtig Spaß. Zusätzlich kannst du über die Zeit beobachten, wie dein Vorgehen Form annimmt und jede Woche ein wenig besser wird.

Mit diesem systematischen Ansatz hoffen wir nicht nur auf bessere Gewohnheiten, sondern sorgen aktiv für Veränderung. Jede Woche passt sich unser Umfeld durch aufsummierende kleine Änderungen weiter an den Arbeits- / Lernprozess an und unterstützt unseren Fortschritt.

Fazit

Während der Pfad des geringsten Widerstands ein starkes Produktivitäts-Tool ist, muss diese Strategie nicht in Isolation genutzt werden. Durch die Kombination mit anderen Techniken und Ansätzen bildet sie eine Grundlage für ein umfassenderes System, um den eigenen Zielen näher zu kommen.

Dennoch ermutigen wir dich nach kleinen Änderungen in deiner Umgebung Ausschau zu halten und dir Ideen zur Besserung zu überlegen. Du kannst testweise mit einer kleinen Änderung starten und danach je nach Gefühlslage entscheiden - der härteste Teil ist es jedoch zu beginnen.

Häufig gestellte Fragen

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Praktische Tipps & PDF-Zusammenfassung des Artikels

  • Identifiziere Ablenkungsquellen und Prioritäten
  • Entwickle Strategien basierend auf den vorherigen Erkenntnissen
  • Raffiniere deinen Ansatz wöchentlich
Zusammenfassung
Tobi H.

Wissenschaftler & Content manager im EfficiencyLab

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